Es ist die größte Kontroverse, die es beim Marmeladenkochen gibt. Über diese Frage streiten sich Generationen, Communities im Internet schreiben sich Hass-Nachrichten und jahrelange Freundschaften zerbrechen. Na gut, vielleicht ist das etwas zu drastisch. Fakt ist jedoch: Die Frage, ob man Marmeladengläser umdrehen muss, polarisiert. Die einen sind sich sicher: Gläser können nur dann ein Vakuum aufbauen, wenn sie auf dem Kopf stehen. Die anderen meinen, das sei nicht nur unnötig, sondern auch schädlich. Und wer hat jetzt recht?
Marmeladengläser umdrehen: Pflicht oder Mythos?
Mit dem Thema, ob man Marmeladengläser umdrehen muss, wurde ich schon sehr früh konfrontiert. Ich stamme aus einer Familie der Marmeladenfans. Im Frühling und Sommer war das Sammeln und anschließende Einkochen von allerlei frischen Früchten eine Tradition, der wir uns alle gern anschlossen. Wann immer ich mit meiner Oma Blaubeermarmelade kochte, stellte sie die Gläser auf den Kopf. Die Erdbeermarmelade meiner Eltern dagegen wurde verschlossen und blieb auf dem Glasboden stehen.
Auch hier bei Leckerschmecker sind wir nicht einer Meinung. Einige von uns stellen die Marmelade auf den Kopf, andere nicht. Schreiben wir in unsere Rezepte, man solle die Marmelade umdrehen, löst das regelmäßig Diskussionen in den sozialen Medien aus. Einige scheinen sich regelrecht angegriffen zu fühlen von einem auf dem Kopf stehenden Marmeladenglas. Dabei kann das durchaus Vorteile haben. Es gibt jedoch gleichzeitig Dinge, die man besonders beachten muss.
Vakuumbildung
Marmeladengläser umzudrehen kann durchaus sinnvoll sein, allerdings nicht aus dem Grund, der den meisten vorschwebt. Viele denken, das Auf-den-Kopf-stellen verursacht ein Vakuum. Dem ist, kurz gesagt, nicht so. Wenn du die Marmelade kochend heiß in Gläser füllst und direkt verschließt, bildet sich in den meisten Fällen erst einmal ein Überdruck. Der Deckel wölbt sich nach außen, weil sich Luft und Wasserdampf in der Hitze ausdehnen. Kühlt deine Marmelade ab, zieht sich alles wieder zusammen. Es macht „plopp“ und der Deckel wird vom Glas „angezogen“. Dafür musst du dein Marmeladenglas nicht umdrehen.
Jetzt, im Hochsommer, haben viele leckere Früchte und Beeren Saison und lassen sich zu köstlichen Marmeladen und Konfitüren verkochen. Unsere Favoriten dieses Jahr sind die Pfirsich-Melba-Marmelade, Aprikosen-Minz-Konfitüre und die Schwarzwälder-Kirsch-Marmelade. Einfach lecker!
Marmeladengläser umdrehen: der Vorteil
Der Vorteil, der durch das Umdrehen der Marmeladengläser entsteht, liegt eher im Folgenden: In der Luft, die uns umgibt, sind Bakterien und Schimmelsporen enthalten. Das ist nur natürlich und eigentlich auch nicht schädlich. Blöd wird es, wenn diese Luft in einem Marmeladenglas eingeschlossen wird. Dort können sich die Schimmelsporen nämlich auf der Oberfläche der Marmelade absetzen und vermehren. Die Marmelade kann dadurch anfangen, zu schimmeln.
Um das zu verhindern, reicht es eigentlich aus, die Gläser richtig zu sterilisieren. Heiße Marmelade, die in heiße Gläser eingefüllt wird, tötet so gut wie alles ab, das schädlich sein kann. Für Menschen, die nicht so oft einkochen und nicht so viel Routine haben, kann eine zusätzliche Absicherung allerdings hilfreich sein.
Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst du das Marmeladenglas umdrehen, nachdem du zu es befüllt hast. Die heiße Marmelade dringt so in den oben liegenden Hohlraum ein und tötet Keime ab. Drehe das Glas jedoch nach maximal fünf Minuten wieder um, damit die Marmelade nicht im Deckel geliert und oben festhängt.
Das versteckte Problem: Gummis in Marmeladengläsern
Stellt man Marmeladengläser nach dem Einfüllen auf den Kopf, kommt die – meist noch kochend heiße – Marmelade in Kontakt mit dem Dichtungsring des Glases. Das kann tatsächlich gesundheitsschädigend sein. Einige dieser Dichtungsringe enthalten nämlich den Weichmacher Bisphenol-A, der hormonaktiv wirkt und so die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Seit diese Wirkung bekannt ist, wird bei der Produktion von Deckeln darauf geachtet. Ein einfacher Blick in den Deckel kann dich schützen: Ist der Dichtungsring blau, kannst du ihn bedenkenlos verwenden.